Arbeitsalltag

by kuire posted June 18, 2012 category Nepali Spam

Ich hatte ja versprochen noch vor der zweiten Runde in Mustang den ersten Besuch bildlich zusammenzufassen. In den letzten drei Wochen ist alles zur gleichen Zeit geschehen und jetzt steht das nächste Abenteuer unmittelbar vor der Tür und noch kein Bild ist hochgeladen. Man muss wissen, dass gerade der digitale Pixeltransfer bei schleichenden Verbindungsgeschwindigkeiten sehr zeitraubend ist. Um trotzdem einen Einblick in den Rest der Reise zu ermöglichen, verzichte ich auf umschwängliche Beschreibungen und lasse die Bilder sprechen.

Die lokalen Taxis holten uns in Lo Manthang ab und brachten uns zu unserem ersten Arbeitsplatz – Sam Dzong. Ich erwischte die Edellimousine: 1.2 PS Leistung, Servolenkung, ABS, äusserst Emissions- und Geräuscharm.

In Sam Dzong angekommen machten wir uns daran ein Bild von den Problemen und Herausforderungen der Dorfbewohner zu machen. Die Wasserversorgung gestaltet sich sehr schwierig, mit ein Grund weshalb viele karge Felder zu sehen waren.

Insbesondere die Wasserversorgung musste genauer untersucht werden. Der Niederschlag in Upper Mustang ist so gering, dass alle landwirtschaftlichen Tätigkeiten nicht ohne Bewässerung auskommen können. Wasser wird dem Fluss entnommen und ins Reservoir geleitet. Über Nacht sammelt sich das Wasser und am Tag wird es zu den Feldern gebracht.

Die Dorfbewohner zeigten uns den teils in Rohrleitungen verlegte Bewässerungskanal und beantworteten geduldig alle meine Fragen.

Das zweite Bewässerungssystem in Sam Dzong muss ohne zwischengeschaltetes Reservoir auskommen. Das Wasser wird gefasst und in einer abenteuerlichen Rohrleitung auf das höher liegende rechte Flussufer transportiert.

Auch der Trinkwasserbedarf musste erhoben werden. Weil die Bewohner keinen Hausanschluss haben, holen sie das Wasser von einem der zwei Brunnen im Dorf. In einer Umfrage wurde erhoben, wie viele solcher Kanister täglich benötigt werden, um den Wasserbedarf zu decken.

Rajan, Christoph und Tsewang wurden durch das Dorf geschickt, um den Wasserverbrauch per Interview zu erheben.

Derweil versuchte ich den Abfluss ein bisschen genauer zu bestimmen. Mein Begleiter zog meine Regenjacke an, hielt die 15-Liter Pfanne unter den kleinen Wasserfall und ich notierte die Zeit bis sich das Gefäss mit Wasser gefüllt hat. Lange musste ich nicht warten…

Daneben führten wir verschiedene Versuche aus. Hier starteten wir einen Verdunstungsversuch.

Um einen Eindruck von der Herkunft des Wassers zu kriegen, sahen wir uns das Quellgebiet an. Auf einer Ziegenalp machten wir Mittagsrast. Ganz rechts ist unser Führer, der für seine 80 Jahre äusserst rüstig durch die Höhenluft stapfte. Zu seiner Rechten sitzt Tsewang, der Sekretär des Lamas, der in der Region sehr aktiv ist. Zu meiner linken sitzt die Ziegenhirtin.

Die jungen Ziegen werden während der Nacht in tiefe Steinhäuschen gepfercht. Trotz den engen Platzverhältnissen scheint das Zieglein die Nähe sichtlich zu geniessen.

Die Hirten tun gut daran die kleinen Zieglein während der Nacht sicher zu versorgen. Für die Schneeleoparde in der Gegend sind die Ziegen im wahrsten Sinne gefundenes Fressen.

Nach dem wir die Wasserquelle schliesslich gefunden hatten, zog es uns zur magischen 5000er Grenze. Meinem bergsteigerischem Ehrgeiz erlegen stellten Tsewang und ich persönliche Höhenrekorde auf.

Wären nicht die aufziehenden Wolken und die fortgeschrittene Stunde gewesen, dann hätten Tsewang und ich sicherlich noch schnell einen kurzen Abstecher nach Tibet gemacht. Die Grenze war zum greifen nah.

Als wir uns auf den Weg ins nächste Dorf machten, standen die Gämsen zum Abschied Spalier.

Den Leuten von Sam Dzong wurde neues Land zugesprochen. Rajan, Tsewang, ein Dorfbewohner und Christoph (von links) sitzen am oberen Ende dieses Grundstückes. Die grossen Blöcke wurden durch einen so genannten GLOF (Glacier Lake Outburst Flood) vor etwa 40 Jahren im Flusstal abgelagert. Man kann sich nur schwer vorstellen wie gross die Flut gewesen sein muss.

Bei diesem Anblick war ich fast gezwungen mich mit Lo Manthang zu versöhnen.

Eine Strasse zu Tibet besteht seit langem, ist aber seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr in Gebrauch. Zeuge dieses Umstands ist ein verlassener chinesischer Truck in Lo Manthang.

Nach dem Halt in Lo Manthang ging es am nächsten Tag weiter nach Yara. Auch dieses Mal wurden wir von einer Pferdekarawane abgeholt. Christoph machte als kommunistischer Hochgebirgsguerilla eine gute Figur.

Auf dem Weg nach Yara durchquerten wir abermals wunderschöne Landschaften.

Das zweite Dorf präsentiert sich, wie viele andere Dörfer in Upper Mustang, als grüne Insel.

Auf der linken Flussseite befindet sich etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche Yara’s. Vor gut fünf Jahren wurde der Bewässerungskanal auf der linken Uferseite durch Erosion zerstört, worauf die gesamten betroffenen Felder aufgegeben werden musste.

Die Arbeit bestand auch in Yara hauptsächlich darin, die Wasserversorgung unter die Lupe zu nehmen. Das entnommene Wasser wird hier ebenfalls in ein Reservoir geleitet und von dort verteilt. Das aus dem Fluss abgezweigte Wasser reichte aber nicht aus, um ein vollständiges Entleeren des Speichers während des Tages zu vermeiden.

Auf dem Weg zum Quellgebiet trafen wir auf einen kleinen See. Einige Tage vor unserer Ankunft hatte ein Erdrutsch das das Wasser aufgestaut.

Es scheint fast unmöglich, in dieser Steinlandschaft überleben zu können. Dass es möglich ist offenbart sich, wenn man ein paar Schritte weiter geht und der Blick auf die satt grünen Felder Yaras freigegeben wird.

Zum Abschied gab es eine traditionelle Zeremonie. Frauen in Tracht sangen uns ein Lied, worauf wir gebeten wurden ein paar Weizenkörner, ein bisschen Tsampa und Chang im Winde zu zerstreuen und zu kosten. Am Schluss gab es noch ein Finger voll Butter in die Haare – ein natürlicher Conditioner so zu sagen.

Der Weg zum letzten Dorf führte über ein Hochplateau. Bevor wir jedoch ins Dorf hochstiegen besuchten wir die neue Obstplantage, im Gebiet wohin die Dorfbewohner umsiedeln möchten. Generell scheinen solche Farmen in der Mode zu sein. Am einen Ort hat es zu wenig und am anderen vermutlich zu viel Wasser.

Tsewang auf dem Weg hinunter in die Schwemmfläche des Dheychyang Kholas, auf dessen linken Flussufers eine Obstplantage gebaut wurde. Die umfriedete Fläche beherbergt gegenwärtig über 450 Bäume. Die restlichen 3000 sollen durch Erweiterung der Plantage baldmöglichst auch noch ein neues Zuhause erhalten.

Die Fruchtbarkeit des Bodens kann angezweifelt werden. Der kleine Stecken soll dereinst zu einem kräftigen Obstbaum heranwachsen.

Während der Trockensaison herrscht im Flussbett des Kali Gandakis, der Hauptfluss Mustangs, reger Verkehr. Dies ausnutzend, hatte ein Ehepaar eine Raststätte gebaut, um die arg durchgeschüttelten und müden Reisenden zu versorgen. Wir gehörten zwar nicht unbedingt zur üblichen Klientel so ganz ohne Gefährt, wurden aber trotzdem mit offenen Armen begrüsst und bedient.

Vor lauter Obst erreichten wir Dhe erst kurz vor Sonnenuntergang.

Der Arbeitsalltag in Dhe beinhlatete ebenfalls die Wasserwege zu erkunden. Hier posiert das abgespeckte Projektteam, ergänzt mit unseren Führern aus dem Dorf, auf dem Trinkwassertank. Fidel Devotka, ein Videoanthropologe steht zu Christoph’s Rechten. Tsewang Gurung sitzt in der Mitte. Zu Rajans Rechten sitzt Tsering, unser Pferdeführer, mit seinem tibetanischen Klosterhund Toni.

Die Wasserader musste kurzerhand ausser Betrieb genommen werden. Zeitweise besteht ein Nutzungskonflikt zwischen Trinkwasser und Bewässerung.

Im Quellgebiet trafen wir auf eine Herde Ziegen. Die Tiere werden am Morgen in die Höhe gebracht und am Abend wieder in das sichere Dorf getrieben. Sie dienen als zusätzliche Einnahmequelle.

Bei der Inspektion der Trinkwasserversorgung durstig geworden, zapfte Tsewang die Wasserleitung direkt an.

Nach getaner Arbeit wurden wir auch in Dhe traditionsgemäss verabschiedet.

Auf dem Rückweg hatten wir den Nilgiri, zu dessen Füssen Jomsom liegt, wieder vor Augen. Stunde um Stunde rückte er ein Stückchen näher heran.

Die grüne Insel Chhusang, die uns für die letzte Nacht in Upper Mustang beherbergte. Tags darauf erreichten wir Jomsom von wo wir zurück nach Pokhara flogen.

Schlechte Werbung für Nepals Fluggesellschaften in Jomsom.

Wie erwähnt, kamen wir trotz Unheilsbotschaften unbeschadet in Pokhara an. Die folgenden Wochen waren geprägt mit der Auf- und Verarbeitung der ersten Runde. Auch galt es die anderen Projekte auf dem Laufenden zu halten. Vorgestern wurde unser Projektteam für den zweiten Besuch in Mustang komplettiert und wir arbeiten nun mit Hochdruck an unserer bevorstehenden Abreise. Morgen in der Früh geht es los ins nächste Abenteuer.

Geplant ist ein Aufenthalt von drei Wochen in Upper Mustang. Anschliessend werde ich aufräumen, mein Lager langsam abbrechen und sollte, falls alles nach Plan verläuft, am 27. Juli wieder in der Schweiz auftauchen. So oder so …

… Updates werden folgen.

One Response to Arbeitsalltag

  1. Caught up with all the rest today. I am jealous, don’t know how to do a blog. I am reporting on my stay in Ecuador to family, but through e-mail. Love what you have done.
    What now? I assume you are back in the West?

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